Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Neuerscheinung: Rhythmus und Moderne. Herausgegeben von Hendrik Blumentrath, Michael Neumann, Claudia Röser und Anja Schwarz

12. August 2013

Zeitschrift für Kulturphilosophie 1 (2013)
Zitation

Die zentrale Bedeutung mediengeschichtlicher Transformationen für die Konjunktur des Rhythmus in der Moderne korrespondiert um 1900 mit einer anderen Entwicklung: Kulturelle Deutungsmuster werden zunehmend anthropologisch grundiert. Die intellektuelle Verhandlung rhythmischer Phänomene steht dabei vielfach unter dem Vorzeichen der Legitimation; ihre Behauptung geht dahin, das verhandelte Wissen in anthropologischen Voraussetzungen gründen zu lassen, die sich der unmittelbaren Gestaltung entziehen. Gerade dadurch öffnet sich die Semantik des Rhythmus für die unterschiedlichsten kulturellen Adaptionen, ohne sich auf eine konkrete Bedeutung fixieren zu lassen.
Die Karriere des Rhythmus um 1900 ist insofern vor allem auch die Karriere einer Faszinationsmetapher, die aufgrund ihrer semantischen Unbestimmtheit die Unbeweglichkeit und Starrheit überkommener Begriffsordnungen und Kategorien zu überwinden verspricht. (Verlag)

Die Beiträge des Schwerpunktes
  • Hendrik Blumentrath, Michael Neumann, Claudia Röser, Anja Schwarz: Rhythmus und Moderne: Einleitung, S. 7-14.
  • Michael Neumann: „Einverseelung vorgeprägter Ausdruckswerte“. Rhythmus und Übertragung um 1900, S. 15-28.
  • Daniel Morat: Der Rhythmus der Großstadt um 1900, S. 29-38.
  • Florian Schneider: Tropische Rhythmen. Gottfried Benns Nachtcafé, Berlin 1912, S. 39-52.
  • Anja Schwarz: Im Maschinenraum der Zivilisation. Rhythmen in Joseph Conrads Heart of Darkness, S. 53-67.
  • Georg Vasold: Am Urgrund der Kunst. Rhythmus und Kunstwissenschaft, ca. 1921, S. 67-76.
  • Julia Wagner: „Summe der Schnappschüsse“ und „Urtümliche Bindekräfte“. Ludwig Klages und Alexander Rodtschenko, S. 77-86.
  • Wolfgang Mende: Der „neue Mensch“ im Taylor-Takt. Frühsowjetische Debatten über Rhythmus und Biopolitik, S. 87-98.
  • Claudia Röser: Raumgewinn: Rhythmus und Raum in der Moderne (Rilkes Sonett Atmen), S. 99-112.
  • Hendrik Blumentrath: Musils Notizen. Rhythmus zwischen Formgebung und kinästhetischer Empfindung, S. 113-126.

Der Literaturwissenschaftler Dr. Michael Neumann ist akademischer Mitarbeiter des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ an der Universität Konstanz. Er forscht über „Die Offenbarung des Himmels. Transformationen und Repräsentationen astronomischen Wissens, ca. 1600–1900“.
Der Schwerpunkt versammelt die Beiträge einer Tagung, die der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ 2011 veranstaltet hat.